Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände richtig planen
Zu viel Lärm bedeutet Stress und kann auf Dauer krank machen. Als belastend werden sowohl ein konstant hoher Geräuschpegel (Dauerlärm) in der Wohnung empfunden als auch einzelne laute Geräusche (Schallspitzen). Während Dauerlärm meist von außen in den Wohnraum dringt, etwa durch den Kraftverkehr oder eine Baustelle vor dem Haus, liegen die Ursachen von Schallspitzen häufig im Gebäude. Viele Menschen fühlen sich durch Geräusche aus Nebenräumen, z. B. den angrenzenden Wohnungen und Etagen, belästigt – denn einerseits wollen sie gar nicht so genau wissen, was die Nachbarn gerade treiben, und andererseits möchten sie auch selbst nicht „belauscht“ werden können.

Auch das Gebäude selbst kann Störgeräusche erzeugen. Zu den „sprechenden“ Bauteilen gehören zum Beispiel Holzkonstruktionen, Rohrleitungen, Abflüsse, Luftkanäle und Heizungsanlagen, ferner Türen, Fenster, Treppenhäuser und Kamine sowie Dach- und Fassadenelemente, die bei Wind oder Regen ein sehr vielfältiges Klangspektrum und hohe Lautstärken entwickeln können.
Mit geeigneten Schallschutzmaßnahmen können Sie einerseits die Schallentstehung und andererseits die Schallübertragung verhindern. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Schall in Gebäuden: den Luftschall, der durch die Luft übertragen wird, und den Körperschall oder Trittschall, die Übertragung von Schallwellen durch feste Bauteile. Schutz vor dem Luftschall bieten vor allem massive und schwere Baustoffe. Um den Trittschall und die Ausbreitung von Geräuschen zu verringern, müssen die sogenannten schwingenden Massen elastisch entkoppelt werden. Wichtig ist dabei auch das Beseitigen von Schallbrücken an Übergängen, Anschlüssen und Verbindungen verschiedener Bauteile. Denn jede Öffnung, die Luft durchlässt, lässt auch Schallwellen durch. Eine Verstärkung der Wände bzw. das Errichten zusätzlicher Schallschutzwände (Vorsatzschalen) kann die Schallübertragung zusätzlich wirksam verringern.
Wie viel Schall wird übertragen?
Die Schalldämmung eines Gebäudes ist von der Beschaffenheit der Türen und Fenster, Decken und Wände abhängig. Beim Planen von Schallschutzmaßnahmen sollten Sie zuerst entsprechende Messungen vornehmen lassen, um zu ermitteln, wie viel Schall beim jeweiligen Bauteil von der einen zur anderen Seite übertragen wird. Bauakustiker verwenden zur Messung spezielle genormte Geräte wie das Norm-Hammerwerk zur Messung und Bewertung von Trittschall (nach den Normen ISO 140-6, EN 16205 und DIN 52210).
Um den Luftschall zu messen, werden akustische Signale an mehrere im Raum oder Gebäude verteilte Mikrophone gesendet und von entsprechenden Messstationen empfangen und ausgewertet. Aus den Ergebnissen können dann praxisorientierte Empfehlungen (z. B. zu Art und Aufbau einer sinnvollen Wand- oder Fußbodendämmung) abgeleitet und umgesetzt werden.

Eine gängige Maßeinheit für Lärm ist Dezibel (dB), wobei eine Steigerung um 10 dB subjektiv als Verdoppelung und eine Steigerung um 20 dB als Vervierfachung der Lautstärke bzw. des Lärms empfunden wird. Das in Labors gemessene Schalldämm-Maß wird mit Rw angegeben, der am Gebäude gemessene Schallwert mit dem sog. bewerteten Schalldämm-Maß R’w.
Ab wann ist Lärm störend oder ungesund?
Standardisierte Messungen und objektive Ergebnisse sind bei der Schallbewertung und als Planungsgrundlage für die Schalldämmung besonders wichtig, denn das menschliche Schall-, Lärm- und Störungsempfinden ist immer subjektiv und zudem höchst individuell. Was ein Mensch als unauffällig oder angenehm empfindet, kann einen anderen bereits extrem stören oder ihm gar in Ohren und Seele wehtun. Daher stellen die in Regelwerken zu diesem Thema angegebenen Höchstwerte (z. B. zulässige Lärm-Obergrenzen) allenfalls Richtwerte und Orientierungshilfen dar. Das gilt auch für die folgenden Zuordnungen von Schallpegeln und Störwirkungen: Sie sind abgeleitet aus subjektiven Reaktionen, z. B. Einsprüchen oder Beschwerden von Hausbewohnern, die im Alltag ständig dem entsprechenden Schall- bzw. Lärmpegel ausgesetzt sind und dadurch die aufgeführten Wirkungen bei sich wahrnehmen. :
Schalldruck (dBA) | Mögliche Auswirkungen auf den Menschen |
---|---|
30 bis 40 dBA | Einschlaf- und Durchschlafstörungen |
40 bis 85 dBA | Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Lernstörungen |
60 bis 85 dBA | Vegetative Störungen (z. B. Nervosität, Unruhe, Erschöpfungszustände, Herz-Kreislauf-Probleme, Verdauungsstörungen) |
über 65 dBA | Jeder zweite Betroffene fühlt sich durch die Dauerbeschallung so belastet, dass er sich darüber beklagt oder beschwert. |
85 dBA und darüber | Temporäre oder dauerhafte Hörschäden können auftreten. |
Nachträgliche Schalldämmung von Wänden mit Vorsatzschalen
Eine vergleichsweise einfache und rasch zu bewerkstelligende Maßnahme zur Schalldämmung von Innenwänden ist das Einbauen von Vorsatzschalen. Damit konstruieren Sie in Trockenbauweise eine zweite Innenwand, die möglichst berührungsfrei (entkoppelt) vor der ersten errichtet wird. Die schalldämmende Vorsatzschale besteht aus biegeweichen Platten (meist Gipskartonplatten, grundsätzlich sind jedoch auch Holzplatten möglich), einer Trennwanddämmung und einem tragenden Ständerwerk (i. d. R. Metallrahmen bzw. Metallprofile).
Eine Vorsatzschale kann an der Innenwand rückverhängt oder frei stehend konstruiert werden. Damit sie die gewünschte schalldämmende Wirkung erzielt, muss sie von der Massivwand (der ursprünglichen Innenwand) schalltechnisch entkoppelt werden. Damit die Vorsatzschale nicht mit der Massivwand verbunden ist und die Schallwellen nicht weitergeleitet werden können, werden Tragrahmen und Ständerkonstruktion in der Decke, im Boden und an den angrenzenden Wänden befestigt. In den Hohlraum zwischen Massivwand und Vorsatzschale kommt dann das Dämmmaterial, z. B. Schalldämmmatten aus Mineralwolle oder Holzfasern.
Eine gut gemachte Schalldämmung reduziert sowohl die Übertragung von Luft- als auch von Körperschall. Zudem verbessert der Schallschutz auch die Wärmedämmung (und umgekehrt). Wenn Ihnen beide Aspekte wichtig sind, beachten Sie beim Vergleich verschiedener Dämmmaterialien sowohl deren Schallschutz- als auch die Wärmedämmwerte – und zögern Sie nicht, sich die Zahlen bei Bedarf von einem Experten verständlich erklären zu lassen.
Aufbau einer Vorsatzschale zur Schalldämmung
Damit der Schall sich nicht auf oder über die Vorsatzschale übertragen kann, sollten zwischen Massivwand und Vorsatzschale 1-2 cm Abstand bleiben. Zur schalltechnischen Entkopplung des Ständerwerks werden die Seiten der Rahmenteile bzw. Profile, die an Wand oder Decke anliegen, mit Dämmstreifen versehen. So bleiben sie von den angrenzenden Bauteilen getrennt.
Der Abstand des Rahmens von der Wand muss groß genug sein, um Dämmmaterial in der geplanten Stärke Platz zu bieten. Am einfachsten ist das Anbringen von Dämmmatten, die zugeschnitten und „auf Stoß“ gelegt werden. Hier ist exaktes Arbeiten wichtig, um Fugen und damit Schallbrücken zu vermeiden. Von Natur aus fugenlos ist eine Dämmung zum Einschütten oder Einblasen in die Hohlräume. Schüttdämmungen können Sie auch als ambitionierter Heimwerker ausführen, doch für eine Einblasdämmung brauchen Sie einen zertifizierten Fachbetrieb mit der entsprechenden Ausrüstung.
Beim Beplanken der Dämmung achten Sie darauf, dass die Gipskarton- oder Holzplatten ebenfalls akustisch entkoppelt bleiben: Lassen Sie zwischen ihren Kanten und dem Boden wieder 1-2 cm Abstand. Für eine optimale Statik der Vorsatzschale arbeiten Sie beim Beplanken fugenversetzt, indem Sie jede zweite Plattenreihe mit einer halben statt einer ganzen Platte beginnen. Befestigen Sie die Verkleidung mit selbstschneidenden Schnellbauschrauben.
Anschließend verspachteln Sie die Plattenwand mit einer geeigneten Fugenmasse, versäubern nach dem Trocknen die Fugen und können die Vorsatzschale dann nach Wunsch weiterbeschichten (z. B. mit Gipsputz, Glättspachtel, Tapete oder einem Farbanstrich). Zuletzt dichten Sie mit einem dauerelastischen Dichtstoff (z. B. Silikon oder Acryl) die Übergänge zwischen der Vorsatzschale und der Decke bzw. den angrenzenden Wänden ab.
Schalldämmung ohne Vorsatzschalen verbessern
Wenn Sie den Schallschutz Ihrer Räume verbessern möchten, ohne Vorsatzschalen vor die Wände zu bauen, nutzen Sie Materialien mit guten Schalldämmwerten (z. B. Kork) für Wand- und Bodenbeläge und statten Sie den Raum mit weichen, schallabsorbierenden Materialien wie Vorhängen, Teppichen, gepolsterten und textilbezogenen Möbeln aus.

Fenster und Türen sind grundsätzlich Schallbrücken, und mit keinem noch so passgenauen, dicht schließenden und dicken Rollo oder Vorhang erreichen Sie die gleichen Dämmwerte wie mit einem (kostspieligen) Schallschutzfenster. Dennoch können Sie mit hängenden, plissierten oder strukturierten Stoffen die Raumakustik deutlich verbessern. Hier sind noch einige Tipps für besseren Schallschutz im ganzen Haus:
- Ein aus großformatigen, vorgefertigten Teilen in Massivbauweise errichtetes Dach schützt besser vor Lärm von oben als eine klassische Holzkonstruktion. Diese kann jedoch durch eine schallabsorbierende Aufsparrendämmung bessere Schalldämmwerte erreichen.
- Achten Sie als Bauherr darauf, auch die Rollladenkästen zu dämmen. Sind an Ihrem Haus ungedämmte Rollläden installiert, fragen Sie den Hersteller oder einen entsprechenden Fachbetrieb, ob und wie Sie hier Schallschutz nachrüsten können.
- Den Schallschutz des Leitungssystems optimieren Sie durch das Verwenden hochwertiger Sanitäranlagen und Armaturen sowie die Installation ummantelter Rohre.
- Das Nachrüsten einer guten Trittschalldämmung für Fußböden ist in Altbauten oft problematisch, da die Dämmung den Fußboden anhebt und einige Zentimeter hier schon erhebliche Planungsschwierigkeiten verursachen können. Mit sogenannten Entkopplungsmatten bekommen Sie den Aufbau dünner hin und trennen den Untergrund schalltechnisch vom Bodenbelag. Diese Dämmung ist zwar nicht so effizient wie eine klassische Trittschalldämmung, stellt jedoch trotzdem eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ungedämmten Boden dar.
- Um alte Balken- bzw. Holzdecken gegen Trittschall zu dämmen, sollte die Decke möglichst beschwert werden – etwa mit Betonplatten oder schweren Grobspanplatten. Wer das nicht will, kann mit einer mineralischen Schüttdämmung und einem schwimmend verlegten Trockenestrich von oben Abhilfe schaffen oder die Decke von unten abhängen.

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